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In Familienunternehmen beeinflussen oft Emotionen die Zusammenarbeit – eine Herausforderung für jede Unternehmensfamilie. Mit zunehmender Grösse der Familie besteht die Kunst darin,
einen gemeinsamen Kurs zu definieren und frühzeitig wichtige Entscheidungen zu treffen.
Immer mehr Unternehmensfamilien möchten Ziele, Zuständigkeiten und Entscheidungswege dahingehend definieren, dass ihr Unternehmen und ihre familiäre Struktur aufeinander abgestimmt werden. Eine gerechte Nachfolgeregelung über Generationen hinweg ist ihnen wichtig: Die stetigen Konflikte bei Informationen und Entscheidungen sollen ebenso wie Unstimmigkeiten bei den jährlichen Dividendenzahlungen vermieden werden. Ihr grosses Ziel dabei ist, das Zusammengehörigkeitsgefühl einer zunehmenden Anzahl von Familienmitgliedern, welche regelmässig verschiedene Interessen haben, aktiv zu stärken.
Die grosse Herausforderung besteht darin, dass alle Beteiligten mit einer gemeinsamen Vision und nach gemeinsam festgelegten Vorgaben handeln. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine Familienverfassung. Diese fasst alle Strategien, Strukturen und Regeln zusammen, an denen sich das Handeln der Miteigentümer ausrichten soll (Familienstrategie). Die Familienstrategie basiert in einem ersten Teil auf einer Vision und Mission: Sie stellt die Frage nach dem übergeordneten Ziel für die Familie und ihr Unternehmen. Zudem befasst sie sich mit den Werten, welche für die Unternehmerfamilie gelten sollen. In einem zweiten Teil wird sowohl die Strategie für die Familie wie auch für das Unternehmen definiert. Bei der Familienstrategie werden Ziele für die Unternehmensfamilie und ihr Vermögen festgelegt: Soll die Familie in Stämmen oder als Grossfamilie organisiert werden? Wie werden die Jungen eingebunden? Die Strategie für das Unternehmen umfasst insbesondere die Festhaltung des Geschäftsmodells sowie die Strukturierung des Gesamtvermögens. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Zieldefinition für das Familienunternehmen sowie eine Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Chancen und Risiken.
Die Festlegung der Struktur für die Familie sowie für das Unternehmen erfolgt im dritten Teil. Bei der Struktur für die Familien stellt sich zuerst die Frage, wer zum Kreis der Familie gehört (beispielsweise angeheiratete Mitglieder der Familie). Je nach Grösse der Familie macht es Sinn, einen Familienrat, welcher sich regelmässig trifft, zu bilden. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf die Betreuung der jungen Familienmitglieder sowie auf die Konfliktlösung gelegt werden. Für das Unternehmen ist die Frage der Gesamtunternehmensstruktur (Stammhaus, Holding oder Stiftung) zentral. Davon abgeleitet werden die Aktionärsvoraussetzungen sowie die damit verbundenen Rechte und Pflichten. Im Rahmen des generationenübergreifenden Denkens muss an dieser Stelle die Nachfolgeplanung definiert werden. Weiter müssen die Organisation sowie die Steuerungsinstrumente festgelegt werden.
Im letzten Teil werden den einzelnen Familienmitgliedern ihre Rollen im Unternehmen und in der Familie zugeteilt. Dank einer Familienverfassung erhält das Unternehmen eine klare, individuell für das Unternehmen entwickelte strategische Ausrichtung sowie die notwendigen Strukturen. Die Familie profitiert von fairen Prozessen mit verantwortungsvollen Eigentümern. Es entsteht zudem ein Zusammenhalt in der Familie mit einem ausgeprägten Bekenntnis aller zu ihrer Rolle.
Aufgrund der Dokumentierung verfügt jeder über eine schriftliche Grundlage, auf die sich sein Handeln und das der anderen Familienmitglieder stützt. Damit wird auch eine klare Basis für die Erarbeitung bzw. Anpassung von Gesellschaftsdokumenten wie Statuten, Organisationsreglement und Aktionärbindungsvertrag, Erb- und Eheverträge sowie Vorsorgeaufträge geschaffen. Zuletzt dient der gemeinsame Erarbeitungsprozess der Familienverfassung einer Stärkung des Familienzusammenhalts sowie der familieninternen Kommunikation.
Michael Walther, Juni 2018
Artikel erschienen in der Unternehmerzeitung 6/7 | 2018
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