Benach­rich­ti­gung des Kon­kurs­rich­ters

Autor: Micha­el Krampf


BILANZS­DE­PO­NIE­RUNG

Laut Gesetz muss ein Ver­wal­tungs­rat die Über­schul­dung einer Gesell­schaft mit einem von der Revi­si­ons­stel­le geprüf­ten Zwi­schen­ab­schluss bele­gen. Doch die meis­ten Gerich­te eröff­nen den Kon­kurs auch ohne Prü­fungs­be­richt.

Bei begrün­de­ter Besorg­nis einer Über­schul­dung muss der Ver­wal­tungs­rat einen Zwi­schen­ab­schluss
erstel­len und die­sen durch die Revi­si­ons­stel­le prü­fen las­sen.
Die­se Prü­fungs­pflicht gilt nach Gesetz auch für Gesell­schaf­ten, die kei­ne Revi­si­ons­stel­le haben. In sol­chen Fäl­len muss der Ver­wal­tungs­rat einen zuge­las­se­nen Revi­sor mit der Prü­fung beauf­tra­gen. Aller­dings ist frag­lich, ob er einen Revi­sor fin­det, der bereit ist, das Prü­fungs­man­dat zu über­neh­men.

Das Gesetz sieht kei­ne Aus­nah­men von der Prü­fungs­pflicht vor. Ob die Fir­ma mas­siv über­schul­det ist oder ob ihr die finan­zi­el­len Mit­tel feh­len, um die Revi­si­ons­ge­sell­schaft für ihre Arbeit zu bezah­len, spielt kei­ne Rol­le.

Vom stren­gen Erfor­der­nis des geprüf­ten Zwi­schen­ab­schlus­ses wich das Ober­ge­richt des Kan­tons Zürich vor sie­ben Jah­ren ab. Der ein­zi­ge Ver­wal­tungs­rat eines Unter­neh­mens zeig­te die Über­schul­dung der Fir­ma an. Dabei stütz­te er sich auf eine hand­schrift­lich erstell­te, unge­prüf­te Zwi­schen­bi­lanz, bei der Akti­ven von rund 100 000 Fran­ken Fremd­ka­pi­tal gegen­über von fast 1,4 Mil­lio­nen Fran­ken stan­den. Das Bezirks­ge­richt Diels­dorf ZH eröff­ne­te den Kon­kurs, der vom Zür­cher Ober­ge­richt unter Hin­weis auf ein Urteil des Bun­des­ge­richts (5A_625/2015 vom 18. Janu­ar 2016) bestä­tigt wur­de. Begrün­dung: «Der Kon­kurs­rich­ter kann auf das Erfor­der­nis einer Revi­si­on der Zwi­schen­bi­lanz ver­zich­ten, weil das Revi­si­ons­er­for­der­nis ver­hin­dern soll, dass die Zwi­schen­bi­lanz zu opti­mis­tisch aus­fällt. Hin­ge­gen soll es einer Über­schul­dungs­an­zei­ge nicht ein for­mel­les Hin­der­nis zum Nach­teil der Gläu­bi­ger in den Weg stel­len.» Die Vor­in­stanz habe auf die unge­prüf­te Zwi­schen­bi­lanz abstel­len dür­fen, weil die Über­schul­dung offen­sicht­lich gewe­sen sei.

Die juris­ti­sche Fach­zeit­schrift Plä­doy­er frag­te Anfang Jahr die erst- und zweit­in­stanz­li­chen Gerich­te in allen Deutsch­schwei­zer Kan­to­nen, ob sie eben­falls auf die Prü­fung des Zwi­schen­ab­schlus­ses durch eine Revi­si­ons­stel­le ver­zich­ten – und wenn ja – nach wel­chen Kri­te­ri­en sie ver­zich­ten, und ob der Ver­zicht nur für Fir­men ohne Revi­si­ons­stel­le (Optin­gout) oder auch für Unter­neh­men mit ein­ge­schränk­ter oder ordent­li­cher Revi­si­on gilt.

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