Wil­lens­voll­stre­cker — Kei­ne Pau­schal­ho­no­ra­re

Wie hoch ist das Hono­rar eines Wil­lens­voll­stre­ckers?

Autor: Micha­el Krampf


ERBRECHT: Wil­lens­voll­stre­cker ver­wal­ten die Erb­schaft bis zur Tei­lung. Für den Auf­wand haben sie Anspruch auf ein ange­mes­se­nes Hono­rar. Die­ses muss den Auf­wand und die übli­chen Stun­den­ta­ri­fe berück­sich­ti­gen.

Der Wil­lens­voll­stre­cker hat die Auf­ga­be, die Erb­schaft zu ver­wal­ten, offe­ne Rech­nun­gen zu zah­len und den Erben Vor­schlä­ge für die Tei­lung zu unter­brei­ten. Für sei­nen Auf­wand hat er Anspruch auf eine ange­mes­se­ne Ent­schä­di­gung. In sei­ner Hono­rar­rech­nung an die Erben muss er den Stun­den­an­satz ange­ben und detail­liert auf­lis­ten, wie viel Zeit er wofür gebraucht hat.

Nun gibt es ab und zu Wil­lens­voll­stre­cker, die kei­ne detail­lier­te Hono­rar­rech­nung mit Zeit­auf­wand und Stun­den­an­satz erstel­len. Sie ver­lan­gen ein Pau­schal­ho­no­rar von zum Bei­spiel drei Pro­zent des Nach­las­ses.
Bei einem gros­sen Ver­mö­gen von bei­spiels­wei­se einer Mil­li­on Fran­ken ergibt dies 30 000 Fran­ken. Doch Pau­schal­ho­no­ra­re sind unzu­läs­sig – so ent­schied das Bun­des­ge­richt bereits vor über 70 Jah­ren (Urteil BGE 78 II 123 vom 20. März 1952). Betrof­fe­ne Erben kön­nen vom Wil­lens­voll­stre­cker ver­lan­gen, dass er eine neue Abrech­nung mit detail­lier­tem Zeit­auf­wand und Stun­den­an­satz erstellt.

Wie hoch darf das Hono­rar des Wil­lens­voll­stre­ckers sein, wenn nur ein klei­nes Nach­lass­ver­mö­gen vor­han­den ist? Das Gesetz gibt dar­auf kei­ne Ant­wort. Gemäss Rai­ner Künz­le, Rechts­an­walt und ehe­ma­li­ger Titu­lar­pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Zürich, darf der Wil­lens­voll­stre­cker bei einem Nach­lass von 30 000 Fran­ken maxi­mal 40 Pro­zent der Erb­schaft in Rech­nung stel­len.

Das gilt es beim Hono­rar des Wil­lens­voll­stre­ckers zu beach­ten:
• Der Erb­las­ser kann das Hono­rar des Wil­lens­voll­stre­ckers in sei­nem Tes­ta­ment oder in einem Erb­ver­trag fest­le­gen. Tut er dies nicht, darf sein Wil­lens­voll­stre­cker für sei­nen Auf­wand das übli­che Hono­rar ver­lan­gen.
• Pau­schal­ho­no­ra­re von zum Bei­spiel 1 bis 3 Pro­zent des Nach­lass­ver­mö­gens sind nicht zuläs­sig.
• Das Hono­rar bemisst sich nach dem Zeit­auf­wand, der für die Ver­wal­tung der Erb­schaft nötig war, und einem ange­mes­se­nen Stun­den­an­satz.
• Der Stun­den­an­satz rich­tet sich nach der Kom­ple­xi­tät des Nach­las­ses und der damit ver­bun­de­nen Ver­ant­wor­tung des Wil­lens­voll­stre­ckers. Die Hono­rar­an­sät­ze bewe­gen sich bei Treu­hän­dern unge­fähr zwi­schen 200 und 350 Fran­ken pro Stun­de und bei selbst­stän­di­gen Anwäl­ten zwi­schen 300 und 500 Fran­ken pro Stun­de. Bei Lai­en rei­chen 70 bis 90 Fran­ken pro Stun­de.

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